Nettegasse 1
FAMILIE CARL UND SARA MOSES
Carl Moses | 1857–1937 | |
Sara geb. Haas | 1860–1929 | |
– Antoinette | geb. 1889, 1941 deportiert nach Lodz, 1942 ermordet (vermutlich Chelmno, Gaswagen) | |
– Georg | geb. 1891, deutscher Soldat im 1. Weltkrieg, 1940 in die USA geflohen | |
– Hugo | 1893–1915, als deutscher Soldat an der Ostfront gefallen | |
– Ernst | 1895–1975, 1937 mit Frau und Sohn in die USA geflohen, die geistig behinderte Tochter Ilse musste zurückbleiben | |
–– Ilse (Tochter) | 1929–1941 Ghetto Riga, verschollen | |
– Else | 1898–1986, 1938 Flucht in die USA | |
– Anna | geb. 1899, 1941 mit Tochter Hella nach Lodz deportiert, vermutlich in Chelmno ermordet (Gaswagen) | |
– Frieda | geb. 1903, 1938 Flucht in die USA |
Carl Moses und seine Frau Sara wurden beide in Stommeln geboren, er 1857, sie 1860. Carl Moses war Viehhändler und Metzger von Beruf. Sieben Kinder zog das Ehepaar in dem kleinen Haus groß: Antoinette (1889), Georg (1891), Hugo (1893), Ernst (1895), Else (1898), Anna (1899) und Frieda (1903). Georg und Hugo dienten beide im Ersten Weltkrieg als deutsche Soldaten, Hugo fiel 1915 an der Ostfront. Die Mutter Sara Moses starb 1929, der Vater Carl im Juli 1937. Er wurde als Letzter auf dem Jüdischen Friedhof in Stommeln beigesetzt. Ernst Moses kehrte nach dem Tod seiner Mutter mit seiner Frau und zwei Kindern aus Köln zu seinem verwitweten Vater ins Elternhaus zurück. Im April 1937 gelang es ihm, mit Frau und Sohn Herbert in die Vereinigten Staaten zu fliehen; die siebenjährige Tochter Ilse musste er bei ihrem Großvater zurücklassen, weil sie geistig behindert war und deshalb kein Einreisevisum in die USA erhielt. Er hoffte, sie später nachholen zu können. Die Moses-Töchter Else und Frieda und der Sohn Georg konnten 1938 bzw. 1940 in die Vereinigten Staaten fliehen. Tochter Anna, seit 1936 verwitwet, wurde im Mai 1941 mit ihrer Tochter Hella aus ihrer Wohnung in der Lochnerstraße in Köln ausgewiesen und in dem jüdischen Ghettohaus Eburonenstraße 10–12 einquartiert; von dort wurden beide am 22.10.1941 in das Ghetto Lodz deportiert. Sie wurden vermutlich in dem nahen Vernichtungslager Chelmno (Kulmhof) in einem geschlossenen Lkw-Gaswagen ermordet. Das gleiche Schicksal erlitt die Schwester Antoinette, die mit ihrem Mann am 30.10.1941 nach Lodz deportiert wurde. Die geistig eingeschränkte Ilse wurde am 7. Dezember 1941 völlig allein in das Ghetto Riga deportiert, nachdem man dort kurz vorher durch Massenerschießungen von ca. 27.000 jüdischen Ghettoinsassen „Platz geschaffen“ hatte für die Neuankömmlinge. An diesem Ort des Grauens verlieren sich die Spuren des damals 13-jährigen Kindes.

Haus Carl Moses, heutiger Zustand

Silberhochzeit von Carl und Sara Moses (3. Reihe), 1913

Geschwister Moses, v. l.: Frieda, Anna, Else

Ernst Moses mit Sohn Herbert und Tochter Ilse, um 1930