Nettegasse 11

FAMILIE JAKOB UND EMMA STOCK

Jakob Stock1869–1951, 1942 nach Theresienstadt deportiert, hat überlebt
Emma Stock geb. Adler1869–1940
– Berta1906–1944, 1942 nach Theresienstadt deportiert, von dort 1944 nach Auschwitz-Birkenau (Gaskammer)
– Hans1908–1942, 1942 deportiert nach Minsk, ermordet in Maly-Trostinez (Massenerschießung)
– Hilde1911–1989, 1939 Flucht nach England
Helene Stock (Schwester)1876–1944 Theresienstadt (dorthin 1942 deportiert)

Jakob Stock, geboren 1869 in Stommeln, war Viehhändler von Beruf und lebte mit seiner Frau Emma geb. Adler im elterlichen Haus in der Nettegasse. Beide bekamen drei Kinder: Berta (1906), Hans (1908) und Hilde (1911). Anfang 1939 kam Jakob Stocks Schwester Helene noch hinzu, die aus ihrer Wohnung in dem „arischen“ Haus Venloer Str. 579 ausgewiesen worden war. Das Haus Stock in der Nettegasse war zu einem „Judenhaus“ geworden, einem jüdischen Ghettohaus. Der jüngsten Tochter Hilde gelang mit 27 Jahren noch im Juli 1939 die Flucht nach England, wo sie den ebenfalls geflohenen Dr. Ernst Altmann kennenlernte und 1941 heiratete. Ihr Mann starb bereits 1962, sie selbst 1989 in London. Ihre beiden Kinder leben dort heute unter dem Namen „Altman“. Jakob Stock, seine Tochter Berta und seine Schwester Helene wurden am 14. Juni 1942 von ihrem Haus aus auf offenem Lkw zur Messehalle nach Köln-Deutz gebracht und am 15. Juni in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Helene starb hier am 5.4.1944 mit 63 Jahren. Berta Stock wurde am 19.10.1944 weiter nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie mit 38 Jahren in der Gaskammer starb (vermutlich am 20.10.1944). Sohn Hans war im Juni 1942 zunächst nicht mitdeportiert worden, weil er in Köln zur Zwangsarbeit eingesetzt worden war. Am 20. Juli 1942 wurde er dann von Köln-Deutz aus nach Minsk in Belarus deportiert und gleich nach der Ankunft zusammen mit dem ganzen Transport am Rande einer riesigen Grube im Wald bei Maly Trostinez am 24.7.1942 erschossen. Nach der Deportation der Familie Stock wurde ihr gesamter Hausrat öffentlich vor dem Haus versteigert. Viele Stommelner erwarben für wenig Geld Möbelstücke, Textilien und jede Art von Einrichtungs- und Hausratsgegenständen. Allen war bewusst, dass die Deportierten nicht mehr zurückkamen. Jakob Stock überlebte die Haft im Ghetto Theresienstadt. Er kehrte Anfang Juli 1945 nach Köln zurück, wo er am 24. September 1951 mit 82 Jahren verstarb.


Haus Nettegasse 11 (links), Nachfolgebau des ehemaligen Hauses Stock

Kennkarte für „Jacob Israel Stock“, 1939

Max Stock

Berta und Hilde Stock vor der alten Stommelner Windmühle

Hilde und Ernst Altman in London

Genauere Informationen: Josef Wißkirchen, Auf jüdischen Spuren in Pulheim-Stommeln, Münster 2022. Die Abbildungen sind mit Genehmigung des Verfassers diesem Buch entnommen.