Josef-Gladbach-Platz 9

FAMILIE JOSEPH UND DORA HEYMANN

Joseph Heymann1868–1936 Haifa, 1936 Emigration nach Palästina
Dora Heymann geb. Ehrlich1878–1926
– Georg1905–1994, nach KZ- und Zuchthaushaft 1939 Flucht nach Palästina, nach 1945 Rückkehr nach Deutschland
– Ännegeb. 1907, 1930 Emigration nach Palästina
– Marthageb. 1910, 1933 Emigration nach Palästina
– Josefinegeb. 1917, 1936 Emigration nach Palästina

Seit etwa 1905 lebte Joseph Heymann mit seiner Frau Dora in diesem Haus. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, hatte er sich zu einem erfolgreichen Immobilienmakler hochgearbeitet. Seit etwa 1915 war er Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Stommeln. Vier Kinder brachte Dora zur Welt: Georg (1905), Änne (1907), Martha (1910) und Josefine (1917), die alle ein Gymnasium in Köln besuchen konnten. Nach dem Tod seiner Frau Dora 1926 zog Joseph Heymann 1927 mit seinen Kindern nach Köln- Lindenthal. Tochter Änne emigrierte im Mai 1930 nach Palästina. Sie blieb unverheiratet. Die jüngeren Schwestern Martha und Josefine folgten ihr 1933 bzw. 1936 nach Palästina und gründeten dort Familien. Auch der Vater emigrierte im Januar 1936 nach Haifa, starb aber dort noch im Oktober des gleichen Jahres mit erst 68 Jahren. Sohn Georg hatte nach dem Abitur ca. 1924 am Schillergymnasium in Köln Jura studiert und wurde um 1930 zum Dr. jur. promoviert. Noch im gleichen Jahr heiratete er die Studentin Alice David, die im kommunistischen Widerstand aktiv war. Georg schloss sich diesem Kampf an. Im März 1933 kam er für etwa sieben Wochen in sogenannte Schutzhaft im neu eingerichteten Konzentrationslager in Brauweiler (Pulheim). 1936 wurde er erneut verhaftet und zu einer dreijährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Durch Misshandlung im Gestapo-Verhör erblindete ein Auge. 1939 gelang ihm die Flucht nach Palästina, wo er in der Royal Air Force als britischer Soldat diente. Ende der 1950er Jahre kehrte er nach Deutschland zurück und heiratete 1962 eine nichtjüdische Deutsche, mit der er im rheinischen Brühl lebte. Er starb am 4. März 1994 in Brühl.


Haus Heymann, heutiger Zustand

Joseph Heymann, um 1930

Änne Heymann und ihre Schwester Martha zu Besuch in Stommeln, 1987

Georg Heymann, Ausweis 1940

Genauere Informationen: Josef Wißkirchen, Auf jüdischen Spuren in Pulheim-Stommeln, Münster 2022. Die Abbildungen sind mit Genehmigung des Verfassers diesem Buch entnommen.